Die Ähnlichkeit der Partner (Werte, sozialer Hintergrund, Interessen …) hat einen wesentlichen Einfluss auf die Beziehungsqualität. Dies hat sich wiederholt und zuverlässig in vielen Studien gezeigt (siehe etwa Shanhong & Klohnen, 2005). Ferner ist bekannt, dass die Beziehungsqualität sowohl einen weit reichenden Einfluss auf die Lebenszufriedenheit als auch auf die Gesundheit hat (siehe Übersichtsartikel von Kiecolt-Glaser & Newton, 2001).
Gilt nun auch die Annahme, dass die Bedeutung von Ähnlichkeiten mit der Länge der Beziehungsdauer zunimmt?
In der psychologischen Literatur und in unserem Alltagsverständnis besteht Konsens darüber, dass für die Anbahnung einer Beziehung vor allem Aussehen und Sozialstatus von Bedeutung sind. Erst zu einem späteren Zeitpunkt müsste dann Ähnlichkeit, etwa in Form von übereinstimmenden Werthaltungen, von besonderer Bedeutung sein. Dies bedeutet auch, dass wir uns auf den “ersten Blick” womöglich für den falschen Partner entscheiden.
Ähnlichkeit gilt als förderlich, weil sich die Partner seltener missverstehen und gegenseitig häufiger bestätigen. Dies führt zu einem Gefühl der Sicherheit, des Verstehens und letztendlich zu insgesamt mehr erfreulichen gemeinsamen Erfahrungen, die dann weiter positiv verstärkend auf die Beziehung wirken. Dies ist gerade bei längerer Partnerschaft von Bedeutung. Auf die Dauer sind wohl unvereinbare Bewertungen, Erwartungen, Ansichten nur mit der Einbuße an Beziehungsqualität möglich, oder lassen sich nur (durch eine notwendige) Trennung lösen.
Erst kürzlich haben diesen Zusammenhang die beiden Psychologen Hermann Brandstätter und Nicole Kornberger untersucht. Die Beziehungsqualität der Partnerschaft wurde zum Beispiel mit den folgenden Fragen erfasst: “Denken Sie an die Zeit, die Sie in den letzten 14 Tagen gemeinsam mit ihrem Pater (Ihrer Partnerin) verbracht haben! Schätzen Sie grob, wie viel Prozent dieser Zeit Sie sich wohl gefühlt haben!” Wie oft haben Sie in den vergangenen 14 Tagen (in Bezug zu Ihrem Partner bzw. Ihre Partnerin) folgende Gefühle erlebt? (Freude, Trauer, Ärger, Enttäuschung, Verachtung, Mitgefühl, Liebe, Sexuelle Befriedigung, Eifersucht)”. Zudem wurden die Beziehungsdauer sowie Wertehaltungen und Persönlichkeitsaspekte erhoben. Es zeigte sich wie angenommen, dass die Beziehungsqualität bei ähnlichen Werthaltungen unabhängig von der Länge der Beziehung ist. Bestehen jedoch erhebliche Unterschiede, ist die Beziehungsqualität bei längerer Partnerschaft sehr gering. Überspitzt auf den Punkt gebracht: Ähnlichkeit in Werthaltungen und Persönlichkeitsaspekten führt dazu, dass sich die Personen in jahrelanger Partnerschaft so verliebt fühlen wie am ersten Tag.
Brandstätter, H. & Kronberger, N. (2003). Qualität der Partnerschaft – ein Produkt von Wertkonsens und Beziehungsdauer. Zeitschrift für Sozialpsychologie, 34, 91-106.
Kiecolt-Glaser, J. K. & Newton, T. L. (2001). Marriage and health: his and hers. Psychological Bulletin, 127, 472-503.
Shanhong, L. & Klohnen, E.C. (2005). Assortative mating and marital quality in newlyweds: A couple-centered approach. Journal of Personality and Social Psychology, 88, 304-326.